bauchgefühl: Was war für Sie der Grund, in die Erforschung von Bakterienstämmen zu investieren – nicht nur Zeit und Wissen, sondern natürlich auch Geld?
Mag. Anita Frauwallner: Für mich hatte das einen sehr persönlichen Grund: Mein Mann litt an Darmkrebs, und während wir gegen die Krankheit kämpften, hatte ich das Gefühl, dass die Schulmedizin eher die Symptome behandelt und nicht bei der Ursache ansetzt. 2 Jahre, nachdem wir den Kampf gegen den Krebs verloren hatten, lernte ich 2 begeisterte Menschen kennen, einen Unternehmer und einen Professor für Mikrobiologie, die gerade mit der Entwicklung von Probiotika begonnen hatten, um an der Wurzel vielen Übels, dem Darm, ansetzen zu können. Ich spürte, dass hier meine Berufung liegen könnte, und einige Jahre später entschloss ich mich dazu, unsere Apotheke zu verkaufen und in Studien zur Erforschung unserer Darmbakterien zu investieren.
Mag. Bernd Assinger: Die klassische Medizin kann in vielen Fällen zwar Großartiges leisten, jedoch ist der Nutzen häufig mit schweren Nebenwirkungen verbunden. Unsere Motivation ist es, einerseits alternative Therapien speziell für chronische Beschwerden (z. B. Reizdarmsyndrom, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Leberfunktionsstörungen etc.) zu schaffen und andererseits die Nebenwirkungen von schweren Medikamenten zu bekämpfen (z. B. Durchfälle nach der Gabe von Antibiotika oder Chemotherapeutika).
bauchgefühl: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, für jedes Anwendungsgebiet unterschiedliche Bakterienstämme zu kombinieren und diese sogenannten Multispezies-Probiotika in Studien zu überprüfen? Das ist ja ein ungleich größerer Aufwand, sowohl auf forschungstechnischer als auch auf finanzieller Ebene.
Mag. Assinger: Wenn man sie richtig miteinander kombiniert, entwickeln Bakterienstämme ein enormes Potenzial – ein gut ausgewähltes Team kann eine bessere Leistung erbringen als ein Einzelkämpfer. Unsere Forschung hat auch gezeigt, dass jedes Bakterium individuell sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweist: Hemmung von Entzündungen, Stärkung der Darmbarriere, Verdrängung von krankmachenden Keimen, Produktion von Botenstoffen und kurzkettigen Fettsäuren – das sind nur einige Beispiele für die vielfältigen Funktionen der verschiedenen Stämme. In Kombination erhalten wir damit die bestmögliche nicht medikamentöse Option für den Einsatz bei verschiedensten Krankheitsbildern.
Mag. Frauwallner: Ein gutes Beispiel ist der Stamm Enterococcus faecium W54, das ist einer jener wenigen Stämme, deren Vermehrung im Darm tatsächlich nachgewiesen werden konnte. Enterococcus faecium W54 funktioniert großartig, um krankmachende Keime, die sich z. B. nach einer Antibiotika-Therapie im Darm angesiedelt haben, zu verdrängen und deren Giftstoffe zu neutralisieren. Setzt man den gleichen Stamm aber ein, um die Darmbarriere, also ein „Leaky Gut“, zu behandeln, ist er quasi wirkungslos.
Wenn uns für schwere Krankheiten in Zukunft Behandlungserfolge mit OMNi-BiOTiC® gelingen, ist das für uns gleichbedeutend mit einem ganz neuen Zeitalter der Medizin.
bauchgefühl: Worin besteht für Sie das größte Risiko, wenn Sie in neue Studien investieren?
Mag. Frauwallner: Man vertraut komplett auf ein engagiertes Forscher-Team, das eine Theorie bzw. eine Hypothese darüber aufstellt, welche Ergebnisse mit einem speziell für diesen Zweck von uns entwickelten Probiotikum erzielt werden könnten. Allerdings bemerkt man nicht schon nach 5 Tagen, ob die Tests vielleicht in die falsche Richtung gehen, sondern erst nach 5 Jahren, wenn die Studie vollständig ausgewertet ist. Wesentlich ist es hier, sich genau zu überlegen, welche Chancen welcher Bakterienstamm bei einer bestimmten Erkrankung hat.
Mag. Assinger: Nicht zu unterschätzen ist auch das finanzielle Risiko, das mit jeder Studie verbunden ist. Zwar gibt es unterschiedliche Förderungen, die wir unter strengen Auflagen gewährt bekommen, aber wir als Unternehmen tragen natürlich einen großen Teil der Kosten.
bauchgefühl: Welchen Nutzen bringen für Sie die Investition in die Erforschung unseres Mikrobioms und der studienbelegte Wirkungsnachweis von unterschiedlichen Probiotika?
Mag. Assinger: Wirtschaftlich betrachtet bringt es uns den Vorteil, neue Produkte für spezielle Problemstellungen zu entwickeln und unsere Probiotika mit wissenschaftlich fundierten Argumenten zu bewerben. Dafür gibt es von Gesetzes wegen genau vorgegebene Rahmenbedingungen, und erfolgreiche Studien ermöglichen uns, den Produktnutzen klar zu formulieren.
Mag. Frauwallner: Natürlich bestätigt es auch den eigenen Weg, wenn man mit Bakterien schwere Krankheiten wie Leberzirrhose, aber auch die Parkinson-Erkrankung oder so Lästiges wie den Heuschnupfen positiv beeinflussen kann. Es beeindruckt mich immer wieder, wozu unsere Probiotika im Stande sind.
bauchgefühl: Wie sieht die Zukunft aus? In welche Richtungen wird aktuell besonders intensiv geforscht?
Mag. Assinger: Ein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung von Probiotika, die Nebenwirkungen von Chemotherapeutika und anderen schweren Medikamenten behandeln können, aber auch in Richtung Alzheimer-Therapie und Diabetes laufen Studien – das betrifft einen sehr großen Teil der Bevölkerung.
Mag. Frauwallner: Wenn uns für diese schweren Krankheiten in Zukunft Behandlungserfolge mit OMNi-BiOTiC® gelingen, ist das für uns gleichbedeutend mit einem ganz neuen Zeitalter der Medizin.