Allergie

Wussten Sie, dass der Darm eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Allergiesymptomen spielt? Unser Darm ist ein vielfach unterschätztes Organ: Seine Oberfläche von rund 400m2 ist 10 Mal so groß wie jene der Lunge und 100 Mal so groß wie die der Haut. Auf dieser Fläche tummeln sich 100 Billionen Bakterien aus tausenden Arten. Ihre Zusammensetzung ist bei jedem Menschen einzigartig.

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Inhaltsverzeichnis

Wie entstehen Allergien?​

Allergien können entstehen, wenn unsere Schleimhäute im Körper (Nase, Lunge, Darm) geschädigt sind. In diesem Fall können die mit der Luft oder der Nahrung in den Körper gelangenden Stoffe nicht richtig kontrolliert und als unbedenklich freigegeben werden, sondern dringen sofort und unkontrolliert ins Blut oder die Lymphbahnen ein. Diese ungesteuerte Mehrbelastung kann zu einem Überschießen des Immunsystems führen: Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind die Konsequenz. 

Ablauf einer Allergiereaktion​

Trotz verschiedener Symptome der Allergie ist der Ablauf aller Allergiereaktionen gleich: Beim Kontakt mit Allergenen bilden sich Antikörper gegen dieses Allergen (lgE). Bei erneutem Allergenkontakt vermitteln diese IgE-Antikörper die Freisetzung von Histamin, das die typischen Allergiesymptome auslöst: z.B. Juckreiz, Tränenfluss, Schwellungen, Ausschlag oder Asthma.

Wenn diese Allergiereaktion stattfindet, hat das Allergen die erste Barriere Darmschleimhaut unerkannt passieren können. In der Darmschleimhaut befindet sich nämlich ein besonderer Antikörper, das sIgA, welcher das Eindringen von Fremdstoffen und Allergenen normalerweise verhindert. sIgA wird von den Zellen des Darms gebildet und in die Schleimschicht abgegeben. Dieser Antikörper ist als „Schleimhaut-Antikörper“ eine Art Schutzanstrich des Darms. Sein Schutz vor Allergien besteht darin, dass sich dieser Antikörper an körperfremde Stoffe noch vor der Aufnahme in den Körper anheftet und sie markiert. Wenn Allergene so markiert wurden, können sie vom Körper nicht mehr aufgenommen werden. Dadurch wird die Allergiereaktion verhindert, bevor sie entstehen kann.

Was kann man bei Allergien tun?

Symptomorientierte Therapie - Pflaster, um die Symptome zu beheben

Symptombehandlung

Bei dieser Methode werden die Auswirkungen der Allergie behandelt. Die Beschwerden können so durch Tropfen, Sprays und Tabletten zur Abschwellung und Reduktion der Histaminfreisetzung kurzfristig „abgestellt“ werden. 

Allerdings wird die Ursache der Allergie werden über diese Maßnahmen nicht behandelt.

Desensibilisierung durch ständige Konfrontation mit dem Allergen

Desensibilisierung

Hierbei wird der Körper an eine bestimmte, die Allergie auslösende Substanz schrittweise gewöhnt und somit eine Toleranz erzeugt.

Dieser Weg bietet sich bei Allergien auf einzelne bekannte Stoffe an, ist jedoch langwierig und kein Schutz vor neuen Allergien.

Therapie der Schleimhäute für eine nachhaltige Therapie gegenüber Allergien

Therapie der Schleimhäute

Diese Therapieform behandelt den Ursprung der Allergie und ist vor allem bei Menschen angezeigt, die auf mehrere Stoffe allergisch oder unverträglich reagieren.

Schließlich wird über diesen Weg jeder Allergie auslösende Stoff abgewehrt. Ob dieser Stoff von Pflanzen oder Tieren (z.B. Gräserpollen, Tierhaare), aus Lebensmitteln (z.B. Aromen, Konservierungsstoffe), oder aus Pflegeprodukten stammt, ist dabei nicht entscheidend. 

Kinder und Allergien

Das Risiko einer Allergie hängt stark von den Genen ab. Kommt in einer Familie eine Überempfindlichkeit gegenüber Umweltstoffen wie Pollen, Tierhaaren oder gegenüber einem bestimmten Lebensmittel vor, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der Nachwuchs eine Allergie entwickelt.

Mag. Anita Frauwallner zum Thema "Allergie"

Mag. Anita Frauwallner, Darmexpertin
Mag. Anita Frauwallner
© Foto Fischer Graz

Welche Allergien können im Darm entstehen und warum entstehen sie dort?

Mag. Frauwallner: Heutzutage kann praktisch jede Substanz zu einem Allergen werden und somit allergische Reaktionen auslösen. Insbesondere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem müssen diese Erfahrung machen, denn eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems gegenüber Substanzen, die bei Nicht-Allergikern überhaupt keine Reaktionen hervorrufen.

Wenn man weiß, dass 80% der Immunzellen im Darm sitzen, ist jedem sofort klar, warum Allergien vermehrt dann entstehen, wenn es im Darm nicht mehr stimmt. Fachlich korrekter: wenn die Darmbarriere nicht mehr richtig funktioniert. Der Grund dafür kann eine Antibiotikatherapie gewesen sein, die unsere wichtigen Darmbakterien weitgehend ausradiert hat, oder weil Sie gerade an massivem Stress leiden. Diese hohe Belastung hemmt die Durchblutung in Ihrem Darm und lässt so Entzündungen aufflammen. Dadurch entsteht ein Darm mit hoher Durchlässigkeit (= ein „leaky gut“) – und zwar für große Nahrungsmittelbestandteile ebenso wie für toxische Stoffe oder etwa Pollenallergene, die Sie sich von den Lippen geleckt haben.

Fangen Sie dort an, wo die Allergie Ihren Ursprung hat – im Darm!
– Mag. Anita Frauwallner

Wenn Ihr Immunsystem überreizt ist, können allergische Reaktionen z.B. auf Milch, Weizen oder auf Äpfel entstehen, weil Sie das eben öfter essen, oder auf Substanzen, die Sie berühren. Schlimm, wenn dann auch noch allergische Reaktionen auf Birken-oder Haselpollen dazu kommen, weil sich Kreuzreaktionen bilden. Je mehr allergische Reaktionen auftreten, umso anfälliger für weitere Allergien wird man. Das alles hat im Darm begonnen!

Kann man seine Allergien selbst heilen, indem man seinem Darm selbst hilft? Was ist hilfreich bei Allergien?

Mag. Frauwallner: Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man seine Allergiekarriere selbst auch wieder beenden kann. Fangen Sie dort an, wo die Allergie Ihren Ursprung hat – im Darm!

  1. Versuchen Sie Stress abzubauen und vor allem die deshalb entzündete Darmschleimhaut zu reparieren. Das funktioniert durch die Einnahme der richtigen, entzündungshemmenden Darmbakterien.
  2. Steigern Sie Ihre Abwehrkraft. In der Pollensaison lieber nicht durch anstrengende sportliche Tätigkeit sondern über den Aufbau einer abwehrstarken Darmschleimhaut. Dabei helfen wiederum die guten Darmbakterien. Ich selbst nutze gerne eine Kombination aus sechs starken Leitkeimstämmen, die den ganzen Darm von oben bis unten besiedeln.
  3. Wenn die Nase rinnt und die Augen tränen, müssen Sie die Histaminbildung im Darm stoppen. Dabei hilft Zink ganz ausgezeichnet. Generell sind B-Vitamine, Aminosäuren und diverse Spurenelemente notwendig für den Aufbau einer intakten Darmschleimhaut. Damit werden Sie „Darm-Fit“.

Welche Allergien haben nichts mit dem Darm zu tun? Oder haben tatsächlich alle Allergien etwas mit dem Darm zu tun?

Mag. Frauwallner: Sowohl die durch Antikörper vermittelten Allergien vom Typ-I-III als auch die durch T-Zellen ausgelöste Typ-IV Reaktion ist immer auf einen Irrtum des Immunsystems zurückzuführen. Bei einem völlig gesunden Menschen mit einem funktionierenden Darm und einer optimalen Bakterienbesiedlung wird es die immunologische „Fehlfunktion Allergie“ und speziell auch die Nahrungsmittelintoleranzen, an denen heute bekanntlich noch viel mehr Menschen leiden, kaum geben. 

Selbst bei genetisch durch beide Eltern vorbelasteten Kindern kann man durch die Gabe der richtigen Darmbakterien während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Babys das Auftreten von Allergien, Neurodermitis und Asthma zu 80% verhindern. Die große PANDA-Studie dazu haben wir schon vor 10 Jahren publiziert. Erst jetzt beginnen Kinderärzte und Allergologen langsam das Potenzial dieser probiotischen Spezialtherapie auszuschöpfen.

Allergietest - haben alle Allergien mit dem Darm zu tun?

Warum hat man das Gefühl, dass immer mehr Leute Allergien haben?

Mag. Frauwallner: Es ist nicht einfach ein Gefühl – es ist eine Tatsache, dass heute viel mehr Menschen unter Allergien leiden als noch vor 50 Jahren. Doch das ist kein Wunder, man muss sich nur umsehen: jedes Kind bekommt bereits in den ersten Lebensjahren mehrfach Antibiotika – und das leider oft unnötig. Unsere Nahrung enthält immer mehr Zucker, Farbstoffe, Konservierungsstoffe und künstliche Geschmacksverstärker, und 30% der Bevölkerung leiden so unter Stress, dass sie massiv Burn-out gefährdet sind. 80% der Deutschen haben keine normale Darmflora mehr und leiden unter Blähungen, ständigen Schmerzen und chronischer Müdigkeit. Wir müssen zurück zu dem, was jede alte Heilkunde – von Ayurveda über Hippokrates bis Paracelsus klar ausdrückte: „Der Darm ist das Zentrum für Gesundheit und Krankheit“. Meine Vision ist gerade bei der Allergie ganz klar – nicht allein auf die Symptome schauen, sondern die Ursachen bekämpfen. Und die Allergie hat ihre Ursache in einem schlecht funktionierenden Darm und dem dadurch fehlgeleiteten Immunsystem.

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