Scheidenflora
Chaos im Intimbereich und Probleme mit der Verdauung sind zahlreichen Frauen bekannt. Doch aus Scham sprechen viele diese Themen nie an. Nicht einmal bei der besten Freundin und schon gar nicht beim eigenen Partner. Dabei bilden Darm- und Vaginalflora den Grundstein für das weibliche Wohlbefinden und verdienen die entsprechende Aufmerksamkeit.
Inhaltsverzeichnis
Ist Ihre Scheidenflora OK?
Für das Wohlgefühl jeder Frau spielt die ausgeglichene Scheidenflora eine entscheidende Rolle, denn dieser Schutzschild aus unzähligen Laktobazillen – auch Milchsäurebakterien genannt – ist für die Gesunderhaltung des weiblichen Urogenitaltrakts entscheidend. Durch die Bildung von Milchsäure sorgen diese nützlichen Bakterien nämlich für einen sauren pH-Wert in der Scheide, in dem sich krankmachende Keime und Pilze nicht vermehren können.
Der Aufbau der Vaginalflora erfolgt bereits ab der Geburt durch die orale Aufnahme von nützlichen Bakterien. Diese wichtigen Symbionten kennen exakt ihren Bestimmungsort im menschlichen Körper und finden ihren Platz innerhalb kürzester Zeit. Somit ist es gerade nach Antibiotikaeinnahme, aber auch wenn andere Störungen im Vaginalbereich auftreten, essentiell, genau jene Bakterien wieder oral zuzuführen, welche dann in kürzester Zeit die Scheide besiedeln.
Somit ist auch klar, dass eine gesunde Darmflora die Basis für das weibliche Wohlbefinden ist – und alles, was das Darmmikrobiom stört, auch die Scheidenflora schwächt. Insbesondere Stress und die Gabe von Antibiotika haben in der Scheide häufig Überwucherungen mit unerwünschten Eindringlingen zur Folge, aber auch hormonelle Veränderungen (z. B. durch die „Pille“, Schwangerschaft oder Menopause) belasten den Schutzschild im Intimbereich: 75 % der Frauen haben zumindest einmal im Leben einen Scheidenpilz, jede zweite weiß, wie sich ein Harnwegsinfekt anfühlt, und insbesondere in der Schwangerschaft treten bakterielle Vaginosen auf.
Sex und Scheidenflora
Der Zusammenhang von Blasenentzündungen und Sex ist vielen Frauen schmerzhaft bekannt. Die sogenannte Honeymoon-Zystitis ist eine Blasenentzündung, die durch den Geschlechtsverkehr ausgelöst wird.
Die Ursache für so eine Erkrankung sind meist die körpereigenen Darmbakterien, speziell die sogenannten Escherichia coli-Bakterien. Denn beim Geschlechtsverkehr können durch eine Schmierinfektion Bakterien aus dem Analbereich der Frau in ihre Harnröhre transportiert werden. Anschließend steigen diese in die Blase auf und reizen die Blasenwand, was eine Entzündung auslöst.
Häufige Infektionen der Vagina
Häufig werden Pilze und Co zum ungeliebten Lebensbegleiter und verursachen immer wieder lästiges Jucken, schmerzhaftes Brennen und unangenehmen Ausfluss. Darunter leidet nicht nur die Gesundheit des Urogenitalbereichs, sondern auch Wohlbefinden, Selbstwertgefühl und Liebesleben sind massiv eingeschränkt.
Neue Studien zeigen jedoch, dass durch die Anwendung von Probiotika, die einfach getrunken werden, die Zusammensetzung der Scheidenflora klar verbessert werden kann: So wird der Schutzschild im Intimbereich auf natürliche Art und Weise gestärkt und pathogene Keime können verdrängt werden, bevor sie Chaos im Vaginaltrakt anrichten.
Ist der pH-Wert in der Scheide gestört, also nicht im optimalen sauren Bereich, dringen schädliche Keime ein und können sich sehr leicht vermehren. Dieser Überschuss an schlechten Bakterien, wie Gardnerella vaginalis, der Haupterreger einer bakteriellen Vaginose, verursacht, dass die Milchsäurebakterien verdrängt werden und sich somit weitere Krankheitserreger ungehindert ausbreiten können. Spätestens jetzt bemerkt man ein unangenehmes Gefühl im Intimbereich.
Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose sind Juckreiz und ein dünnflüssiger und weiß-gräulicher Ausfluss mit einem fischartigen Geruch. Für diesen unangenehmen Geruch sind Amine verantwortlich, die entstehen, wenn Gardnerellen Eiweiße zersetzen.
Der Scheidenpilz, auch Vaginalmykose genannt, ist eine der häufigsten Pilzinfektion bei Frauen. Diese wird durch Hefepilze, vor allem durch Candida albicans, hervorgerufen. Schätzungsweise erkranken drei von vier Frauen mindestens einmal in ihrem Leben an einem Scheidenpilz.
Häufige Symptome, die während der Infektion auftreten, sind Juckreiz, ein brennendes Gefühl in der Scheide, vermehrter, weißlich-gelblich krümeliger Ausfluss und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Meist werden bakterielle Infektionen des Intimbereichs ausschließlich Gestörte Scheidenflora als Grund für wiederkehrende Blasenentzündungen mit Antibiotika behandelt, was die nützlichen Mikroorganismen wieder und wieder zerstört und den Schutzschild im Intimbereich massiv beschädigt.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Frauen mit wiederkehrenden Beschwerden im Intimbereich zu kämpfen haben: 60% der Frauen, bei denen eine bakterielle Vaginose diagnostiziert wird, leiden spätestens nach sechs Monaten erneut an den Symptomen.
Fruchtbarkeit: Milchsäurebakterien als Kur
Die gynäkologische Medizin fokussiert derzeit auf den Einfluss des vaginalen und des endometrialen Mikrobioms auf die Fruchtbarkeit der Frau und darüber – hinaus auf die Erfolgsquote einer In-vitro-Fertilisation (IVF). Der Einsatz von Probiotika in der Therapie und Vorbeugung negativer Veränderungen der Vaginalflora und bei wiederkehrenden Infektionen des Harn- und Vaginaltraktes hat sich in den letzten Jahren bewährt.
Vor allem die angenehme orale Einnahme der probiotischen Bakterien, ist für viele Frauen ein Pluspunkt. Es wird dadurch auch eine natürliche Besiedelung der Vagina mit entsprechenden Mikroben begünstigt. Durch die Einwanderung dieser probiotischen Bakterien über den Darm erfolgt im Gegensatz zur Verabreichung von Vaginalkapseln eine Depotbildung im Darm, wodurch ein Reservoir für die permanente Besiedelung der Vagina entsteht.
Menopause und Scheidenflora
Durch die Menopause beginnt für Frauen ein neuer Lebensabschnitt. Für viele von ihnen sind die Wechseljahre beschwerdefrei und sie empfinden diese Phase als sehr positiv. Die 50-jährige Frau von heute hat sich in ihren Charaktereigenschaften, im Vergleich zu früher, stark verändert. Sie scheut sich nicht über ihre Probleme zu reden und spricht unangenehme Themen an. Der dritte Lebensabschnitt verlangt mehr Aufmerksamkeit für Körper und Seele, aber er ist trotzdem eine erfüllte Lebenszeit mit allen seinen Vorteilen. Die Begleiterscheinungen, die während der Menopause auftreten sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Viele durchlaufen die Phasen fast beschwerdefrei oder haben nur leichte Beschwerden.
Mikrobiom Wissen:
Verbindung zwischen Darm und Scheidenflora
In der Vagina der Frau befinden sich im Durchschnitt etwa 2 Milliarden Bakterien pro Kubikmillimeter des Scheidenepithels. Die meisten davon sind reine Milchsäurebakterien, die durch die Aufrechterhaltung eines sauren pH-Wertes in der Scheide einen Schutzschild gegenüber schädlichen Mikroorganismen bilden und das Gleichgewicht der Vaginalflora erhalten. Mag. Pharm. Claudia Weinberger erzählt in diesem Video, welche Probleme im Intimbereich auftreten können und klärt über die neuesten Studienergebnisse auf.
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