Kranker Darm – geschädigte Leber?

Darm und Leber sind organisch miteinander verbunden, ist der Darm doch die Quelle all jener Stoffe, die in die Leber transportiert und von dieser gefiltert und verwertet werden. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein kranker Darm bzw. ein gestörtes Mikrobiom die Wurzel von Lebererkrankungen ist. Im Interview mit „bauchgefühl“ erklärt Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner das Zusammenspiel der beiden Organe und gibt einen Einblick in aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, welche Rolle Probiotika bei der Bekämpfung von Leber- und Stoffwechselerkrankungen spielen können.

Univ.-Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner

Univ.-Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner*

bauchgefühl: Erkrankungen der Leber nehmen stetig zu. Wie bei zahlreichen anderen Beschwerdebildern rückt der Darm in das Zentrum des Interesses, wenn es um das bessere Verständnis von Lebererkrankungen und die Entwicklung neuer Therapien geht. Können Sie unseren Lesern zunächst erklären, wie das Zusammenspiel zwischen Darm und Leber funktioniert?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Der Darm stellt mit einer Größe von weit über 200 m² die größte Kontaktfläche zur Umwelt dar. Der funktionelle Zusammenhang mit der Leber besteht darin, dass Nährstoffe, Vitalstoffe, Signalmoleküle (Zytokine) und bakterielle Bestandteile aus dem Darm unmittelbar in die Leber gelangen.

Das geschieht über die Pfortader (Vena portae), welche das nährstoffreiche Blut aus den Verdauungsorganen sammelt und dann direkt der Leber zuführt.

bauchgefühl: Welche Rolle spielt nun das Mikrobiom dabei? Wie beeinflussen Darmbakterien die Gesundheit der Leber bzw. auch des Stoffwechsels?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Studien zeigen klar, dass es bei chronischen Lebererkrankungen und bei der Leberzirrhose zu einer Dysbiose des Darmmikrobioms kommt. Diese Patienten weisen eine verringerte Diversität (Vielfalt) der günstigen Bakterienspezies im Darm auf – und gleichzeitig ein erhöhtes Vorkommen von unerwünschten pathogenen (schädlichen) Keimen, die eine Entzündungsreaktion der Darmwand verursachen können. Dadurch wird die Darmbarriere (bestehend aus dem Darmmikrobiom, der Schleimschicht, den Darmschleimhautzellen und dem Darmimmunsystem) gestört.

Die Darmbarriere wird durchlässiger in Bezug auf Stoffe, die außerhalb des Darms eigentlich nichts zu suchen haben. Dazu zählen Bakterienbestandteile (z. B. Lipopolysaccharide, kurz: LPS), die dann über die Blutgefäße des Darms in die Leber gelangen. Der permanente Zustrom schädlicher Stoffe kann die Leber überlasten und in ihr eine Entzündung hervorrufen. Das führt zu Störungen des Stoffwechsels und der Immunreaktion.

bauchgefühl: Bis vor ca. 40 Jahren war die häufigste Ursache für Lebererkrankungen ein erhöhter Alkoholkonsum. Der Anteil von Fettlebererkrankungen nimmt stetig zu, aktuell sind ca. 30 % der westlichen Bevölkerung davon betroffen, mit steigender Tendenz.

Grund dafür ist jedoch nicht eine Zunahme des Alkoholismus, sondern – vereinfacht gesagt – eine Zunahme des Gewichts wegen eines Lebensstils ohne ausreichend Bewegung, dafür mit fett- und zuckerreicher Ernährung. Vor welche Herausforderungen stellt das die Medizin?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Das Fettgewebe steht in einem engen Zusammenhang mit der Leber und dem Stoffwechsel. Botenstoffe aus dem Fettgewebe, vor allem aus jenem am Bauch, können in der Leber den Zuckerstoffwechsel negativ beeinflussen und eine Form der Zuckerkrankheit auslösen.

Diese wiederum führt zu einer Fetteinlagerung in den Leberzellen und somit zur Fettleber, die sich bei manchen Patienten leider zu einer Fettleberhepatitis oder einer Leberzirrhose entwickeln kann.

Wenn die Leber vorgeschädigt ist und ihren Funktionen nicht mehr ausreichend nachkommt, können Bakterien und Bakterienbestandteile über den Blutkreislauf in den gesamten Organismus gelangen (bakterielle Translokation) und an unterschiedlichen Stellen Infektionen und Organschäden hervorrufen.

Das erhöhte Infektionsgeschehen kann eine weitere Verschlechterung der Leberfunktion und die Entwicklung schwerwiegender Komplikationen nach sich ziehen.

bauchgefühl: Wir durften schon vor einigen Jahren mit Ihnen ein interessantes Interview für unsere Leser führen. Sie waren damals überzeugt, dass es in absehbarer Zeit gelingen würde, Probiotika mit ganz spezifischen Eigenschaften zu entwickeln, welche Fortschritte bei der Verbesserung der Leberfunktion im Falle einer Leberzirrhose erzielen könnten. Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Unsere Arbeitsgruppe führte eine doppelblinde placebokontrollierte Studie durch, bei der ein sehr wissenschaftlich-rational kombiniertes Multispezies-Probiotikum aus Laktobazillen, Bifidobakterien und Laktokokken eingesetzt wurde. Das Probiotikum wurde speziell entwickelt, um die gestörte Funktion der Darmbarriere zu verbessern, Entzündungen im Darm zu reduzieren und antibakteriell wirksam zu sein.

In dieser Studie mit 92 Patienten, die an Leberzirrhose litten, wurde gezeigt, dass die Behandlung mit dem Multispezies-Probiotikum die Leberfunktion und die angeborene Immunabwehr verbesserte, außerdem wurde ein Trend zu weniger Infektionen festgestellt. Letzteres Resultat ist besonders für Patienten mit einem weit fortgeschrittenen Leberschaden von Bedeutung.

bauchgefühl: Konnten Sie in Ihrer Forschungsarbeit auch nachvollziehen, warum sogar bei jenen schwerkranken Patienten solche herausragenden Ergebnisse erzielt wurden?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Ja, das konnten wir in der Tat. Wir analysierten das Darmmikrobiom dieser Patienten genau und konnten feststellen, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora durch die Einnahme des Probiotikums signifikant verbesserte.

Es kam unter anderem zu einer vermehrten Ansiedelung verschiedener Bakterienstämme, welche wichtige kurzkettige Fettsäuren (SCFA) produzieren. Diese SCFA reduzieren unter anderem Entzündungen im Darm und verbessern die Funktion der Darmbarriere.

Das heißt, es gelangen weniger schädliche Substanzen aus dem Darm in die Leber, und damit bekommt dieses Organ die Gelegenheit zur Regeneration. Mit Hilfe des angewandten Multispezies-Probiotikums, das genau für diesen Zweck entwickelt wurde, gelingt es also, das Mikrobiom von Patienten mit Leberzirrhose positiv zu beeinflussen, die Darmbarriere zu stärken und folglich die Leberfunktion zu verbessern.

Darm-Leber-Achse im Detail

bauchgefühl: Die Leberzirrhose ist das Endstadium aller chronischen Lebererkrankungen, sie manifestiert sich in Europa jährlich bereits bei einer von 400 Personen. Darüber hinaus ist die Leberzirrhose in vielen Industrieländern mittlerweile unter den zehn häufigsten Todesursachen zu finden.

Insbesondere das Metabolische Syndrom stellt in vielen Fällen die Ursache einer Leberzirrhose dar. Kann man nicht schon an dieser Stelle mit Probiotika ansetzen, damit die Schädigung der Leber gar nicht erst so weit fortschreitet?

Prof. Stadlbauer-Köllner: Das macht durchaus Sinn, denn vor allem Ernährung und Bewegung beeinflussen das Mikrobiom wesentlich. Das Metabolische Syndrom, inzwischen eine Volkskrankheit, ist eng mit einem ungünstigen Lebensstil verbunden.

Mit genau jener Bakterienkombination, und zwar in einer um 50 % reduzierten Dosierung, wurden bei Patienten mit Stoffwechselerkrankungen ebenfalls Studien durchgeführt. Bei ihnen bestand noch keine nachgewiesene chronische Lebererkrankung, aber solche Personen haben häufig eine Fettleber und deshalb ein stark erhöhtes Risiko für die Entwicklung chronischer Lebererkrankungen.

In einer Studie, welche 78 Patienten mit Typ-2-Diabetes einschloss, die das Multispezies-Probiotikum für drei bzw. sechs Monate einnahmen, wurden eine signifikante Reduktion der bakteriellen Translokation und der Entzündungswerte sowie eine Verbesserung verschiedener Biomarker des Stoffwechsels (Blutzucker, Blutfette) festgestellt.

In einer weiteren Studie mit 81 adipösen Frauen zeigten sich in der Probiotika-Gruppe ebenfalls eine signifikante Reduktion der bakteriellen Translokation und eine Verbesserung verschiedener wichtiger Stoffwechsel-Werte (Blutzucker, Blutfette, Harnsäure) sowie eine Abnahme des gefährlichen Bauchfetts.

Auch meine Arbeitsgruppe überprüfte die klinische Wirksamkeit des Probiotikums bei Patienten mit Diabetes Typ 2, ergänzt um ein Ballaststoffpräparat: In der Probiotika-Gruppe verringerte sich der Hüftumfang und es verbesserten sich die Darmbarrierefunktion und Marker des Fett- und Zuckerstoffwechsels.

Probiotika können das Mikrobiom und die Darmbarriere sowohl bei schweren Lebererkrankungen als auch bereits bei Vorstufen deutlich verbessern, was sich günstig auf die Leber und den Stoffwechsel auswirkt.

Es ist also klar belegt, dass Probiotika das Mikrobiom und die Darmbarriere sowohl bei schweren Lebererkrankungen als auch bereits bei Vorstufen deutlich verbessern, was sich günstig auf die Leber und den Stoffwechsel auswirkt.

bauchgefühl: Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei Ihren Forschungsarbeiten rund um das Mikrobiom!

 

*Univ.-Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Gastroenterologie und Hepatologie und beschäftigt sich als assoziierte Professorin der Medizinischen Universität Graz

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