Endometriose: Experteninterview mit Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner

Für viele Frauen ist alles rund um das Thema “Scheide” noch immer ein Tabu – obwohl sehr viele Frauen im Laufe ihres Lebens von Erkrankungen im Genitalbereich betroffen sind. Hierzu zählen bakterielle Vaginosen, der Scheidenpilz, aber auch die besonders schmerzhafteEndometriose“. Wir haben daher die Gelegenheit genutzt und Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner interviewt. Sie ist seit 2001 an der Klinik für Gynäkologie an der Charité Berlin beschäftigt und Leiterin des Endometriose-Zentrums ebendort.

Diagnose: Endometriose

Frau Prof. Dr. Sylvia Mechsner

Frau Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner ist als Oberärztin an der Klinik für Gynäkologie, Charité, tätig und Leiterin des Endometriose-Zentrums.

Institut AllergoSan: Können Sie uns sagen, wie eine Betroffene erkennen kann, dass sie an Endometriose leidet?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Endometriose hat zwei große „Probleme“. Zum einen ist es mit Schmerzen verbunden und wird über verschiedene Schmerzphänomene wahrgenommen. Zum anderen ist es leider oft der unerfüllte Kinderwunsch, bei dem dann erst an Endometriose gedacht wird. Bezüglich der Schmerzen ist es im Grunde genommen einfacher, da sie meistens mit sehr starken Regelschmerzen verbunden sind.

Da jedoch 80% aller jungen Frauen an Regelschmerzen leiden, aber nicht 80% aller Frauen von Endometriose betroffen sind, gilt es zu definieren, was wirklich auffällig schmerzhafte Regelschmerzen sind. Das Problem in der Gesellschaft/Umwelt ist, dass es oft nicht richtig wahrgenommen beziehungsweise eingeordnet werden kann, ob der Schmerz nun noch „normal“ ist oder wirklich pathologisch. Das führt dazu, dass viele Frauen, die unter wirklich schweren Regelschmerzen leiden, denken, dies sei “normal” und nicht darüber sprechen.

Nicht „normal“ ist es, aufgrund der Schmerzen im Bett zu liegen, mehr als eine Schmerztablette zu nehmen und trotzdem keine Besserung zu verspüren. Auch vegetative Begleiterscheinungen können auftreten: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Kollapsneigung – auch diese werden nicht als „normal“ eingestuft.

Ein weiteres Symptom kann sein, dass die Schmerzen bereits Tage bevor die Regelblutung einsetzt, auftreten (z.B. bis zu einer Woche vorher) – vor allem zu Beginn einer Endometriose. Im Laufe der Zeit kann es auch zu Schmerzen beim Wasser lassen, Stuhlgang oder Geschlechtsverkehr kommen.

Institut AllergoSan: Wie entsteht eine Endometriose und kann man das Auftreten von Endometriose verhindern?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Ganz genau, weiß man das noch nicht. Aber es wird im Moment davon ausgegangen, dass die Erkrankung in der Gebärmutter entsteht. Ich gehe davon aus, dass 80 – 90% aller Erkrankten die Beschwerden auch von Anfang an haben, vor allem die Regelschmerzen. Die Daten fehlen jedoch noch. Die Aussagen von Betroffenen dazu sind oft: „Ich habe die Beschwerden schon immer, aber für mich war es normal“.

Was man weiß ist, dass der Regelschmerz schon sehr früh einsetzt und sich die Gebärmutter, als Muskelorgan, stark verkrampft und Bewegungsabläufe durchmacht. Wir gehen derzeit davon aus, dass in der Gewebeschicht zwischen Gebärmutterschleimhaut und Muskulatur, die direkt aneinandergrenzt, aufgrund der starken Bewegungsabläufe in der Gebärmutter, eine Art Mikrotraumatisierung vom Gewebe stattfindet.

Dadurch kommt es zur Hochregulierung beziehungsweise Aktivierung von Stammzellen, die dieser entgegenwirken sollen. Es gibt auch biochemische Veränderungen, zum Beispiel wird ein Enzym Aromatase hochreguliert – dieses Enzym kann lokal Östrogen bilden, das zur Wundheilung erforderlich ist. Dieses lokal ausgeschüttete Östrogen führt wiederum dazu, dass auch die Zellbildung und die Gefäßneubildung angeregt wird – es kommt dadurch mehr und mehr zu architektonischen Störungen. Das Problem ist, dass man es sonographisch nicht sehen kann, es sei denn man ist extrem geschult.

Therapiemöglichkeiten einer Endometriose

Institut AllergoSan: Gibt es neben der hormonellen Therapie auch noch weitere Möglichkeiten der Behandlung bei Endometriose?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Die Endometriose ist eine hormonell bzw. Östrogen abhängige Erkrankung. Wenn eine Frau ihrem natürlichen Zyklus unterliegt, hat sie einen hohen Östrogenspiel – die Schleimhaut in der Gebärmutter soll sich ja auch aufbauen, in der Hoffnung, dass sich ein befruchtetes Ei einnistet. Deswegen wird dort auch alles „vorbereitet“ – und da Endometriose und Adenomyose von diesen Geweben abstammt– unterliegt es auch diesen Einflüssen. Deswegen ist tatsächlich die hormonelle Therapie, die „Basistherapie“.

schmerzen endometriose bettWenn diese nicht gut greift, wie z.B. bei Formen, wo Endometriose in die Darmwand einwächst oder auch Zysten in den Eierstöcken gebildet wurden, können auch Operationen durchgeführt werden, um das Gewebe zu entfernen.

Darüber hinaus ist es sehr wichtig zu wissen, dass es eine chronische Schmerzerkrankung ist, die auch mit Veränderungen der Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung und dann mit immer mehr zunehmenden Schmerzen einhergehen kann.

Der Körper reagiert auf die Schmerzzustände, gewöhnt sich aber nicht daran, sondern bringt sich in Alarmbereitschaft: Das führt dazu (wenn die Schmerzen über Jahre bestehen), dass es in Gehirn- und Rückenmarksebene zu Veränderungen der Schmerzwahrnehmung kommt. Es wird von „zentraler Sensitivierung“ gesprochen.

Schmerzen können durch diese viel stärker wahrgenommen werden, als sie wirklich sind. Schonhaltung, Verkrampfung oder Übelkeit und Erbrechen sind die Folge. Viele Frauen erzählen auch, dass sie beispielweise „am Badezimmerboden liegen“.

Der Beckenboden spielt auch im Verlauf der Erkrankung für viele Frauen, eine große Rolle – wenn man die Verkrampfung nicht richtig löst, verkrampft man immer mehr und mehr und die Empfindlichkeit wird immer größer, sodass nicht „nur“ die Gebärmutter schmerzt, sondern auch das Becken oder beim Geschlechtsverkehr Schmerzen auftreten können.

Als Gynäkologe merkt man es auch, wenn man bei der Untersuchung die Beckenwände abtastet und die Patientin schon von Schmerzen geplagt ist. Deshalb sind multimodale Therapien notwendig: Schmerztherapie, Magnesium, Entspannungsübungen wie z.B. Ying-Yoga, Aquagymnastik, Osteopathie. Wichtig ist es, alle Ansätze regelmäßig durchzuführen.

Die Rolle des Darms bei der Endometriose

Institut AllergoSan: Welche Rolle kann der Darm bei der Endometriose spielen? Haben Sie selbst schon Forschung mit Probiotika durchgeführt?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Der Darm, das ist tatsächlich ein Thema, dass leider lange nicht beachtet worden ist. Ein Gynäkologe fragt oft nicht nach Darmproblemen – als Endometriose-Spezialist fragt man schon danach z.B. nach Schmerzen beim Stuhlgang, oder ob ein regelmäßiger Stuhlgang stattfindet.

Es ist möglich, dass man an einer „Darm-Endometriose“ leidet, daher interessiert einen die Darmfunktion.

Viele Betroffene haben oft auch andere Darmprobleme, obwohl sie an keiner speziellen Darm-Endometriose leiden. Ein zyklischer Blähbauch, oder auch „Endo-Belly“ genannt, wird sehr oft beschrieben, sowie diverse Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Durchfälle und Verstopfungen. Das hatten auch wir Endometriose-Spezialisten lange nicht im Fokus und schickten die Betroffenen zur weiteren Abklärung zum Gastroenterologen. Dieser wiederum fragt nicht nach zyklischen Mustern der Beschwerden, daher bekommen dann viele einen Reizdarm diagnostiziert.

Deshalb muss geklärt werden, ob es wirklich ein Reizdarm ist oder es eine Diagnose ist, die eine Frau aufgrund Ihrer Beschwerden bekommen hat. Derzeit wird von 30% Koinzidenz Endometriose/Reizdarm ausgegangen. Wir haben in einer ersten vorläufigen Studie ein Probiotikum ausgegeben an Frauen die Darmprobleme haben, die meisten hatten eine Besserung der Beschwerden verspürt. Wir planen daher nun eine randomisierte, placebokontrollierte Studie.

Institut AllergoSan: Hat die Darmflora Einfluss auf die Endometriose? Was spielt die Ernährung für eine Rolle?

gesunde ernährung endometrioseProf. Dr. med. Sylvia Mechsner: Es gibt einige Untersuchungen zur Darmflora in Bezug auf Endometriose. Es scheint dort einen „shift“ zu geben, das mehr in die Richtung der Gram-negativen Bakterien geht, die zwar in den Darm gehören, aber in Balance sein sollen. Sie tragen Antigene auf ihrer Oberfläche, die sich Lipopolyssaccheride nennen. Jene können sogenannte Toll-like-Rezeptoren auf Makrophagen (Fresszellen) aktivieren, die wiederum die zelluläre Immunantwort vermitteln – was nichts anderes bedeutet als, dass eine Art Entzündungsreaktion ausgelöst wird.

Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die im Bauchraum zu erhöhten Entzündungsparametern führt. Sehr viele Frauen, die an Endometriose leiden und schon Darmprobleme haben, ernähren sich daher von sich aus schon sehr gesund – vor allem mit Lebensmitteln, die beispielweise viele Ballaststoffe enthalten, die natürlich besser als Fast Food und Co. sind.

Viele Frauen berichten auch, dass wenn sie sich vegan, zuckerfrei und glutenfrei ernähren, eine deutliche Besserung der Schmerzsymptome und Darmbeschwerden verspüren. Vermutlich beeinflusst das auch das Mikrobiom.

Ein tolles Beispiel dafür war, eine Patientin, die eigentlich schon einen Operationstermin hatte, und durch diese Ernährungsumstellung, davon absehen konnte. Natürlich spricht auch nichts dagegen, auch einmal Fisch und Fleisch zu essen, jedoch in Maßen. Auch pflanzliche Lebensmittel, die viel Histamin (z.B. Avocado) enthalten, können die Schmerzen beeinflussen, da sie ebenso Schmerzbotenstoffe sind.

Sinnvoll ist laut Studien eine anti-entzündliche Ernährung und der Einsatz von anti-inflammatorischen Supplementen, wie Zink, Selen, Omega 3 Fettsäuren, Vitamine, wie (zum Beispiel Vitamin D).

Für einen ganzheitlichen Behandlungsansatz ist daher auch der Einsatz von Probiotika interessant. Ein Mulitspezies-Probiotikum hatte bereits innerhalb einer Studie sehr gute Ergebnisse bei Frauen erzielt.

Schwangerschaft trotz Endometriose

gebaermutter endometrioseInstitut AllergoSan: Viele Frauen werden erst bei einem nicht/schwer erfüllbaren Kinderwunsch mit Endometriose diagnostiziert. Wie sind die Aussichten, trotz Endometriose schwanger zu werden?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Das kann man so pauschal nicht beantworten. Es kommt sehr auf die Dauer des unerfüllten Kinderwunsches, das Alter der Patientin und auf die Eizellreserve und Eizellqualität sowie das Ausmaß und Art der Endometriose an.

Auch der Partner spielt eine Rolle (Spermienqualität). Daher ist das immer individuell zu betrachten, zum Glück gibt es ja aber auch Kinderwunschzentren, die sich das genau ansehen und gegebenenfalls kann eine künstliche Befruchtung diskutiert werden.

Im Fall der Sterilität kann zum Teil auch durch Operationen die Situation verbessert werden – da es unterschiedliche Arten von Endometriose gibt. Es werden milde oder sehr entzündliche Formen unterschieden. Je ausgeprägter die Endometriose ist, desto schwieriger wird es, wenn zum Beispiel durch Zysten an beiden Eierstöcken die Eizellreserve geschädigt ist.

 

Tipps für eine optimale Darmflora

Institut AllergoSan: Haben Sie Tipps für eine gesunde Ernährung und/bzw. Optimierung der Darmflora bei Endometriose?

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner: Die vegane Ernährung gilt zurzeit als sinnvoll, aber vegan heißt nicht gleich gesund, theoretisch könnte man dann Baguette mit Zuckersträußel essen. Also gesund vegan bedeutet kein Zucker und keine Gluten, etc.

Gegen gelegentlichen frischen Fisch oder Fleisch ist nichts einzuwenden, man muss das Vegane nicht zu extrem halten. Die Zufuhr von vielen Ballaststoffen ist wichtig. Von Fertiggerichten sollte man absehen –und sollte lieber auf frisch zubereitete, vitaminreiche und anti-entzündliche Gerichte setzen, am besten mit Bio-Gemüse.

Da bei Endometriose auch die genetische Disposition eine Rolle spielt, muss man auch bedenken, dass es epigenetische Einflussfaktoren gibt, die z.B. durch Umwelteinflüsse, wie Pestizide aktiviert werden. Jede Patientin sollte jedoch individuell ihren Weg dazu finden.

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